Antonio Vivaldi und Johann Sebastian Bach – beide unbestritten Großmeister des Barock und doch so unterschiedlich, wie man nur sein kann.
Während der italienische Komponist das Leben eines internationalen Jetsetters führte und von einem lukrativen Termin zum nächsten eilte, entfernte sich Bach nie weit von seiner Heimat. Obwohl Vivaldi mit einer Vielzahl nationaler Musikstile in Berührung kam, wurde seine Musik von seinen Reisen wenig beeinflusst, während Bach in seiner selbst gewählten Isolation geduldig darauf wartete, bis ein bestimmtes Repertoire oder eine Musikrichtung aus verschiedenen europäischen Regionen für ihn verfügbar wurde.
Dann aber setzte er sich intensiv damit auseinander, so auch mit Vivaldi, vom dem er mehrere Werke transkribierte. Trotz dieser analytischen Betrachtung behielt Bachs musikalische Sprache ihre bleibende Qualität und unverwechselbare Identität durch die behutsame Vermischung von italienischen Eigenheiten mit vielschichtigem Kontrapunkt. Vereinfacht gesagt: Bach betrachtete die Musik als eine intellektuelle Beschäftigung, während es Vivaldi vor allem darum ging, wie die Musik klang. Kontrapunkt und alles durchdringende motivische Beziehungen im Dienst Gottes auf der einen, Klangflächen auf der anderen Seite, die lebendige Emotionalität vermittelten.