Georg Friedrich Händel war einer der erfolgreichsten und bekanntesten Komponisten der Barockzeit. Der gebürtige Deutsche zog in seinen späten Zwanzigern nach England, wo er sich als britischer Staatsbürger etablierte. Obwohl Händel in der englischsprachigen Welt vor allem für seine Oratorien und Orchesterwerke bekannt ist, war er in erster Linie ein Opernkomponist und beherrschte über zwei Jahrzehnte lang die Londoner Opernszene.
Seit seinen frühen Zwanzigern schrieb Händel im Stilder Opera seria, die er mit Elementen aus der französischen Oper und dem Drama anreicherte und dabei ganz der barocken »Poetik des Wunderbaren« folgte. Die Stimmen der Gesangsstars der damaligen Zeit, der Kastraten wie Farinelli & Co, für die Händel seine rasant-virtuosen Opernarien schrieb, passen perfekt zu dieser Poetik: Ihr androgynes Timbre und ihre ungewöhnlichen, geradezu irrealen Klangfarben besaßen jene Künstlichkeit, nach der dieses barocke Musiktheater-Konzept verlangte.
Heute werden diese Arien von Countertenören übernommen, die, anders als Kastraten, mit ihrer Kopfstimme singen: Der hohe Ton entsteht durch die Verwendung des Falsettregisters, wofür es einer besonderen Gesangstechnik bedarf. Dabei sind Countertenöre keineswegs eine moderne Erfindung – Männer, die mit ihrer hohen Kopfstimme singen, gab es über viele Jahrhunderte hinweg, bis sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts von den Kastraten verdrängt wurden. Auch in diesem Stimmfach ist die Umsetzung sehr individuell, und entsprechend vielfältig sind Klangfarbe, Volumen, und Umfang der Stimmen.